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Die Druckgrafik diente in der Geschichte der Kunst über Epochen hinweg zur breiten Propagierung von bildnerischen, politischen sowie spirituellen Aussagen und Ideen. Für Menschen, die nicht lesen konnten, waren beispielsweise die Holzschnitte Dürers zur Apokalypse reiner Schriftersatz. Diese Tradition reicht bis zum Expressionismus. Erst mit Günther Uecker bricht ein neues Zeitalter der Grafik an.
An die Stelle der sprachlich fixierbaren Bildinhalte, der signifikanten Expression ist bei Uecker seit den späten 1950-ger Jahren die offene "Quantität des Feldes" getreten, "wo das Einzelne im Gesamten aufgeht und sich verliert".
Der Betrachter steht vor einem offenen visuellen Assoziationsfeld. Der Künstler ist dabei weniger schöpferisches Genie, sondern demütiges Medium, durch dessen Auge und dessen Empfindungen Welterleben und Weltbegreifen hindurchgeht und weitergegeben wird.
Dieses ästhetische Grundhaltung gilt für Ueckers gesamtes künstlerisches Werk.
Ueckers Lehrjahre an den Hochschulen in Wismar und Berlin- Weißensee waren bestimmt von klaren Botschaften, in denen Bild, Schrift und Inhalt gleichwertig neben einander lagen und zur Deckung kamen.
Doch unmittelbar nach der Zeit an den Akademien kam es in den Werken Ueckers zu einem radikalen Bruch: An die Stelle der Figuration traten die elementaren Felder. Er erstellte habtische Bilder, die unmittelbar zum Nagelbild führten, in dem das Werkzeug mit ins Bild integriert wird. Hier ist das Bild reales Objekt.
Auch in den Papierarbeiten vollzog sich der Schritt weg von der Figur, hin zur Struktur, Partitur, zur Dreidimensionalität. Die Botschaft war dem künstlerischen Medium nicht mehr von außen auferlegt, sondern entwickelte sich aus der Faktur des Werks auf elementare Weise selbst. Der künstlerische Akt inspirierte sich an objektiven Naturprozessen.
Dies verlangte aber eine neue Ausdrucksqualität der hergebrachten Techniken von Zeichnung und Grafik, sodass von nun an Zeit- und Herstellungsprozesse in den Werken Ueckers ihren Ausdruck finden.
Eine besonders adäquate Technik für die druckgrafische Reproduktion seiner Bildideen gelang Uecker mit den Prägedrucken auf feuchtem Kupfertiefdruckbütten – seinem persönlichsten Beitrag zum druckgrafischen Spektrum der neuen Tendenzen in der künstlerischen Umbruchzeit um 1960.
Das zarte Weißrelief der Blätter vermittelt Licht und Stille, die "weiße Seite" (Mallarmé) als "Schweigen der Schrift" in reinster Form. Der Prägedruck hat eine alte Vorgeschichte. Uecker gab ihn als weiße Spiegelung seiner Nagelreliefs eine neue Erscheinung. Die Druckgrafik erhielt eine räumliche Qualität. Derartige Prägedrucke auf für ihn geschöpftem Papier, stellen Phänomene der Spirale, des Strömens, der Streuung usw. dar.
Als "offenes Feld" sind Günther Ueckers Papierarbeiten ein Empfindungs- und Erkenntnisanstoß.
Günther Uecker, geboren 1930 in Wendorf/Mecklenburg, studierte an den Kunstakademien in Berlin und Düsseldorf. Er schloss sich Anfang der 1960-ger Jahre der Künstlergruppe "Zero" an und gestaltete mit seinem kompositorischen Hauptelement, weiß übermalten Nägeln, strenge Ordnungen auf Brettern oder rotierenden Scheiben. Auf diese Weise gelangte er sowohl zu seriellen Strukturen als auch zu optisch-kinetischen Effekten mit einem differenzierten Licht-Schatten-Spiel.
Heute lebt und arbeitet Günther Uecker in Düsseldorf und Berlin.
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